Namibia - Roadtrip durch Namibias Süden
Roadtrip durch Namibia - TEIL 1 - Der Süden von Namibia
Als wir unser Namibia Abenteuer im Januar 2020 planten, ahnten wir noch nicht, dass sich bis dahin die ganze Welt und das Reisen verändern würde. Die Gründe sind jedem bekannt und doch wollten wir beim Ausbruch der Pandemie unsere Reisepläne für Ende Oktober nicht sofort über den Haufen werfen und erst einmal abwarten. Gegen Ende Juli wurde die Lage immer postiver, Namibia verkündete eine Grenzöffnung ab September und Auflagen unter denen eine Einreise möglich sei. Wir buchten im August dann final unsere Flüge, passten den Mietzeitraum des schon früher im Jahr gebuchten Mietwagens an und legten mit der Planung los. Die Pandemie erschwerte die Planung. So waren mehrere Telefonate mit dem namibischen Tourismusverbund und der Botschaft und immer ein wachsmames Auge auf die aktuellen Bestimmungen von Nöten. Bis zuletzt war es nervenaufreibend. Aber als wir dann am Gate saßen, alle Unterlagen beisammen hatten und unser negatives Testergebnis in den Händen hielten, konnte das Abenteuer endlich los gehen.
Kalahari
Die Einreise war zum Glück ganz problemlos. Der Fahrer, der uns zur Mietwagenfirma fahren sollte, wartete schon auf uns. In Windhoek angekommen, nahmen wir unseren Mietwagen entgegen, hebten etwas Geld am Automaten ab und füllten die Vorräte auf. Dann ging es auf die Piste, die B1 in Richtung Süden. Unser erstes Ziel war die Kalahari Anib Lodge wo wir unseren ersten Campingplatz gebucht hatten. Die Landschaft, die an uns vorbeizog, war trist. Autos kamen uns einige entgegen, schließlich befanden wir uns auf der Hauptverbindungsstraße gen Süden. Das Thermometer kletterte auf 39 Grad. Als wir ankamen und aus dem Auto stiegen, traf uns die Hitze wie ein Schlag. Zum Glück durften wir als Campingplatzgäste den Pool der Lodge mitbenutzen. Hier erholten wir uns erst einmal von der langen Anreise. Gegen späten Nachmittag, als die Temperaturen etwas angenehmer wurden, gingen wir mit E-Bikes auf Entdeckungstour. Wir radelten die Staubpiste entlang und waren ganz für uns. Nach einer Weile konnten wir endlich Tiere in der Ferne erspähen. Ein Gruppe von Giraffen kreuzte unseren Weg und galoppierte vor uns über die Straße. Eine ganze Weile konnten wir die Gruppe beobachten. Zurück an der Lodge stand dann eine Elandantilopenherde an den Wassertränken.
Die Nacht über windete es stark und an viel Schlaf war dabei im Dachzelt nicht zu denken. Etwas zerknautscht starteten wir in den nächsten Tag, aber die Freude darüber, dass wir hier sein konnten, ließ es uns schnell vergessen.
Keetmanshop
Weiter ging die Reise nach Keetmanshoop zum Quiver Tree Forest Rest Camp. Neben den beeindruckenden Quiver Trees, sollte es hier die Möglichkeit geben, mit Geparden einen Morgenspaziergang zu machen. Als wir ankamen wurden wir freudenstrahlend von einer Hundemeute begrüßt. Alle maßlos unterkuschelt, aufgrund des Besuchermangels der letzten Monate, versteht sich. Also machten wir uns gleich an die Arbeit und schmusten was das Zeug hält. Als wir uns bei einem Kaffee mal ein paar ruhige Minuten erhofften, kam der eigentlich Star in den Raum. Kuri - ein kleines Erdmännchen. Er wurde als Baby zurückgelassen und auf der Farm gefunden. Dass sie hier ein großes Herz für Tiere haben merkten wir sofort und so wurde klein Kuri von nun an mit der Flasche aufgezogen. Die Hunde waren seine Familie und der kleine Kerl konnte sich bei ihnen alles erlauben, wuselte immer mittendrin umher und kletterte auf die Hunde drauf um eine bessere Aussicht zu bekommen. Irgendwann wird klein Kuri raus ins Feld ziehen um sich dort einer Erdmännchenfamilie anzuschließen. Aber so lange hatten wir das Glück mit dem kleinen Kerl kuscheln zu können. Am Abend lernten wir dann die beiden Gepardendamen Santile und Nikka kennen. Sie wurden von einem Farmer gefunden als sie nur wenige Tage alt waren. Die Mutter wurde vermutlich erschossen. Sie kamen hier auf die Farm und wurden mit der Flasche großgezogen. Dementsprechend menschengewöhnt sind die beiden Mädels. Es war schon beeindruckend ihnen so nah zu sein. Die beiden haben ein riesiges Areal, in dem sie sich rund um die Uhr frei bewegen können. Genau in diesem Areal gingen wir am nächsten Morgen mit Coenie, dem Farmbesitzer, spazieren. Mit etwas Milch als Bestechung in der Hand liefen wir los und suchten nach den beiden Geparden. Es war schon sehr warm, obwohl es noch so früh war. Deshalb lagen die beiden auch schon faul in der Sonne rum. Aber für ein bisschen Milch kamen sie natürlich gerne mal zu uns. Während sie diese aus einem Napf schleckten durften wir sogar näher kommen und sie streicheln. Beide schnurrten laut, wie Katzen eben. Als sie fertig getrunken hatten, gab Coenie mir die Anweisung mich auf den Boden zu setzten. Keine Sekunde später legte sich eine der beiden Gepardinnen auf meinen Schoß und fing an mein Bein abzuschlecken. Die andere ließ auch nicht lange auf sich warten. Sie schnurrten und schleckten und ich konnte gar nicht glauben was in diesem Moment gerade passierte. Allerdings waren die Zungen so grob, dass es sich anfühlte als würde jemand mit Schmirgelnapier über mein Bein gehen. Aber für dieses einzigartige Erlebnis nahm man das gerne in Kauf.
Fish River Canyon
Nach diesem ereignisreichen Morgen, waren wir ganz traurig, schon weiter fahren zu müssen. Zum Abschied kuschelten wir noch etwas mit Kuri und kündigten uns schon für den Rückweg nach Windhoek in ein paar Tagen wieder an. Wir bekamen noch den Tipp zum Fish River Canyon die D608 entlang zu fahren um nicht beide Male auf der selben Straße fahren zu müssen. Außerdem sei es eine landschaftlich schöne Strecke meinte Coenie. Das war sie in jedem Fall und dazu noch sehr einsam. Sie ist komplett unbefestigt - dass sind tatsächlich aber viele der Straßen hier in Namibia - ließ sich aber leicht befahren. Auf dem Weg konnten wir schon die ersten Oryxe, Strauße, Gazellen und sogar Zebras sehen. Als wir im nächsten Camp ankamen, waren wir die einzigen Gäste. Wir zahlten einen kleinen Eintritt um von dort aus später am Tag zum Canyon fahren zu können. Um direkt hin zu fahren war es einfach noch zu heiß, wie eigentlich jeden Tag. Unser Tagesablauf war meist recht ähnelt. Aktivitäten am frühen Morgen und späten Nachmittag bzw. Abend, vormittags die nächste Etappe fahren und gegebenenfalls die Vorräte auffüllen. Die Mittagshitze im Schatten am Pool des Campingplatzes überstehen bis die Temperaturen wieder etwas angenehmer wurden, um dann etwas zu unternehmen zu können. Kurz vor Sonnenuntergang fuhren wir zum gigantischen Fish River Canyon. Der größte Canyon Afrikas und der zweitgrößte der Welt. Wir waren ganz alleine und konnten dieses Naturwunder in aller Ruhe genießen. Es ist sogar so ruhig gewesen, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Abgerundet wurde der Tag mit einem malerischen Sonnenuntergang über dem Canyon.
Desert Horses
Am nächsten Morgen packten wir noch vor Sonnenaufgang die Zelte und alles andere zusammen und fuhren wieder zum Canyon. Leider hingen dicke Wolken vor der Sonne, die Stimmung war trotzdem sehr schön. Es gibt viele Aussichtspunkte entlang des Canyons. Bevor wir weiter reisten, fuhren wir ein paar davon noch an. Die meisten Fahrten waren lang, so auch die nach Lüderitz. Die Landschaft ist häufig sehr trist und doch veränderte sie sich hin und wieder mal. Auf dem Weg hielten wir am Wasserloch in Garub. Hier hat man die Möglichkeit die Garub Desert Horses zu sehen, sofern sie ans Wasserloch kommen. Trotz der Mittagshitze hatten wir Glück und gleich drei Pferde standen am Wasserloch. Wir konnten ihnen sogar recht nah kommen und eins ließ sich sogar kurz streicheln. Nach einer Weile gingen sie zurück zur Herde. Mit einem Fernglas ließen sich diese nur ganz weit in der Ferne erahnen.
Lüderitz
Um so näher wir Lüderitz kamen, umso mehr verwandelte sich die Landschaft in Sanddünen. In Lüderitz selbst war es auf einmal richtig frisch und sehr windig. Naja eigentlich hatte es hier noch fast 24 Grad, aber nach den letzten Tagen in der Hitze wirkt das schon recht kühl. Für die heutige Nacht hatten wir uns ein Zimmer in einem Bed and Breakfast gebucht. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn so windig wie es hier war, wäre es mit Sicherheit keine ruhige Nacht geworden. Lüderitz selbst ist nicht besonders groß und recht überschaubar, viel zu sehen gibt es nicht. Die Hauptgründe für unseren Besuch hier waren die Wildpferde und die verlassene Geisterstadt Kolmanskop, die wir uns am nächsten Tag anschauten.
Kolmanskop
Kolmanskop, die ehemalige Diamantenstadt, wurde im frühen 20. Jahrhundert von den Arbeitern und ihren Familien bewohnt. Rund 400 Menschen lebten hier und es gab neben einem Krankenhaus und einem Tante-Emma-Laden einen Ballsaal mit Theater, eine Kegelbahn, eine Turnhalle, ein Elektrizitätswerk und sogar ein Salzwasser-Schwimmbad. Als nach einigen Jahren die Diamantenfelder sich immer weiter in den Süden verlagerten und der Abbau hier schließlich vollständig eingestellt wurde, zogen alle Bewohner nach und nach aus Kolmanskop weg. Vieles wurde einfach zurückgelassen und die Wüste hat sich über die Jahre immer mehr zurückgeholt. Gegen ein kleines Eintrittsgeld kann man hier das ganze Gelände erkunden.
Nach dem Ausflug begaben wir uns schon auf die Rückfahrt in Richtung Windhoek. Dort holten wir Marlen, die uns in den verbliebenen zwei Wochen begleitete, am nächsten Tag ab. Somit ging es über die B4 und B1 auf der befestigten Straße zurück. Alternativ wären wir sonst ab der Siedlung Aus die unbefestigte Straße hoch bis zum Sesriem Canyon gefahren. Um nicht die ganze Strecke von über 840 km von Lüderitz nach Windhoek am Stück zu fahren, entschieden wir, nochmal für eine Nacht in Keetmanshoop zu bleiben. Hauptgrund dafür waren natürlich Kuri und seine Freunde. So gerne wie wir den kleinen Kerl mitgenommen hätten, mussten wir ihn leider zurück lassen.
Das ganze Namibia-Abenteuer und noch mehr könnt ihr im Berg zu Meer Journal Vol. 1 nachlesen.